Johann Heinrich Felsing - Erfinder des Turnerkreuzes
Geboren: 18. September 1800
Verstorben: 29. März 1875
Ruhestätte: Alter Friedhof Darmstadt, Grab I H 23
Johann Heinrich Felsing wurde als Sohn des Hofkupferstechers Johann Conrad Felsing und dessen Frau Dorothea, geborene Jost, in Darmstadt geboren. Er besuchte das Gymnasium (Pädagog) in Darmstadt.
Ersten künstlerischen Unterricht erhielten Heinrich und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Georg Jakob von Georg Moller. Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahr 1819 begab sich Johann Heinrich Felsing zunächst zur weiteren Ausbildung nach Paris. 1821 übernahm er in Darmstadt den väterlichen Betrieb, den er bis 1870 führte.
Besonderes Interesse brachte Felsing der Vervollkommnung der Druckproduktion entgegen, wobei er sich ganz auf den Kupferdruck konzentrierte. Mit dem Chemiker Justus Liebig, dem Freund aus gymnasialen Zeiten, führte Heinrich Felsing intensive Korrespondenz über die Zusammensetzung von Druckfarben. Felsing setzte sich früh mit der neuen Galvanotechnik auseinander. Auf dieser basierte nicht nur die neue Konkurrenz der Photographie, sie ermöglichte zugleich hochwertigere Druckerzeugnisse.
1828 heiratete Johann Heinrich Felsing Elisabeth „Lisette“ Castritius, Tochter des Kammerdieners Johann Heinrich Castritius. Kaum ein halbes Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau ehelichte Felsing 1844 die Pfarrerstochter Elisabethe „Lisette“ Ritter.
Über sein Handwerk hinaus machte sich Heinrich Felsing in Darmstadt als Vereinsgründer und engagierter Bürger einen Namen. Felsings Passion war das Turnen. Schon als junger Mann beteiligte er sich an der ersten Turngemeinschaft von Schülern und Erwachsenen in Darmstadt, die 1817 gegründet und bereits 1819 im Zuge der „Turnsperre“ wieder verboten worden war. In fortgeschrittenem Alter setzte er sich erfolgreich für die Einführung des Schulturnens ein (1843) und war in den folgenden Jahren aktiv an der Gründung der Turngemeinde Darmstadt beteiligt. Von 1846 bis 1848 war er deren erster Sprecher, später noch einmal von 1854 bis 1863.
Neben der körperlichen Ertüchtigung war Felsing die geistige Bildung in durchaus patriotischer Gesinnung ein wesentliches Anliegen. Auch die Gründung einer ersten Lösch- und Wehrmannschaft aus dem Kreise der Turner heraus wird Felsing zugeschrieben. In dieser Organisation kann durchaus ein Vorläufer der Freiwilligen Feuerwehr gesehen werden.
Für Felsing war das Turnen mehr als körperliche Ertüchtigung. Ganz im Sinne seines Vorbildes Friedrich Ludwig Jahn verband Felsing das Turnen mit politischen Vorstellungen, insbesondere mit der Freiheit und Einheit Deutschlands.
Am Schluss einer Rede, gehalten in Mainz 1846, formulierte er sein „turnerisches Glaubensbekenntnis“ (Ernst Heß): „So walte denn Gott, daß dem so sei [dass unverdrossen und mit ernster Auffassung geturnt würde] und es werden – was die größten und die mächtigsten Reiche gebrochen – Sittenlosigkeit und Weichlichkeit nicht Platz auf deutschem Boden gewinnen, und es wird alsdann die Turnerschaft derjenige Pfeiler werden, der alles Edle und Gute mächtig stützt und unser Deutschland hoch stellt in der Völkerreihe!“
Bis in die Gegenwart bekannt ist zudem eine graphische Leistung Felsings, die in direktem Zusammenhang mit dem Turnen steht: Für die Darmstädter Turner entwickelte er das sogenannte Turnerkreuz, ein aus vier Exemplaren des horizontal und vertikal gespiegelten Buchstabens „F“ bestehendes Kreuz in den hessischen Landesfarben rot und weiß, welches in Versalien die Anfangsbuchstaben des Turnerspruchs „Frisch, fromm, fröhlich, frei“ aufgreift.
Anlässlich der Einweihung des Ludwigsmonuments auf dem Luisenplatz 1844 wurde das Turnerkreuz erstmals der Darmstädter Öffentlichkeit präsentiert. Es steht bis heute wie kein anderes Symbol für das (deutsche) Turnen und findet sich im Logo des Deutschen Turnerbundes sowie in zahlreichen Emblemen lokaler und regionaler Turnvereine und -verbände wieder.
Auf Felsings Grabstätte ließen die Turngemeinde Darmstadt sowie Freunde aus dem Bürgertum 1877 ein Denkmal errichten, welches das von Felsing entworfene Turnerkreuz sowie ein Portrait des Künstlers in Form eines Medaillons zieren.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts erinnert zudem die Felsingstraße in Darmstadt an den Kupferdrucker und „Hessischen Turnvater“, seit 1967 die Felsing-Halle der TSG Darmstadt 1846.
In Anerkennung seiner Verdienste um das Turnen erhielt er den Beinamen „Hessischer Turnvater“.
Johann Heinrich Felsings Grabstätte auf dem Alten Friedhof zählt zu den Darmstädter Ehrengräbern.