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Zwei Leben für den Sport

Sie ist in diesen Tagen 94 Jahre alt geworden, aber wenn sie Episoden aus ihrem sportgeprägten Leben zum Besten gibt, wirkt Hilde Braun immer noch sehr jugendlich.

„Ich konnte gut werfen, und da ich es mal in der Leichtathletik versuchen wollte, habe ich mir einen Speer gekauft“, erklärt die Jubilarin. Dass es sich bei diesem Speer noch um ein hölzernes Exemplar handelte, wird der eine oder andere Nachwuchssportler heute wohl mit ehrlichem Staunen zur Kenntnis nehmen. Mit Speer, Diskus und Kugel verbrachte Hilde Braun als junge Frau einen Großteil ihrer Freizeit auf der Sportanlage im nordhessischen Eschwege. Neben Erfolgen auf Kreisebene erreichte sie mit dem Speer einen 2. Platz bei den Hessischen Meisterschaften.

Ihr Mann Karl-Heinz bekam zu Weihnachten 1935 ein Paar Ski geschenkt, und bereits am 1. Weihnachtsfeiertag erprobte der damals Siebenjährige das neue Sportgerät erstmals an den Hängen des Werra-Meißner Kreises. „Die Ski haben 16,50 Reichsmark gekostet“, weiß Karl-Heinz Braun noch heute. Seine später deutlich sichtbare und ausgelebte Begeisterung für den Wintersport wurde wohl bereits zu dieser Zeit gelegt. Zunächst einmal nahm Karl-Heinz Braun aber die Aschenbahn der Eschweger Sportanlage unter die Füße; als Höhepunkt seiner Aktivitäten in der Leichtathletik war dabei eine Teilnahme mit der 3 x 1000 Meter-Staffel bei den Deutschen Meisterschaften im Bremer Weserstadion zu verbuchen.

In der Folgezeit nahm die Betätigung in Eis und Schnee für Karl-Heinz Braun einen immer größeren Stellenwert ein. Im Sommer war er immer wieder in den Gipfelregionen des Hochgebirges unterwegs und im Winter standen hochkarätige Langlauf-Wettbewerbe auf dem Programm. Beim Engadiner Ski-Marathon, beim Großglocknerlauf und beim Schwarzwald Ski-Marathon und selbst im hohen Norden Europas, in Murmansk und beim legendären Wasalauf über 90 Kilometer ging der Skibegeisterte an den Start.

„Ich habe damals schon immer mal wieder ein wenig traurig zu Hause gesessen“, sagt Hilde Braun heute. „Aber zwei Wochen im Jahr war ich dann ja auch immer ohne ihn unterwegs. Auf Sport-Freizeit mit meinen Schülerinnen und Schülern von der Darmstädter Georg-Büchner-Schule!“, fügt sie dann mit einem Lächeln hinzu.

Inzwischen in Südhessen heimisch geworden, engagierte sich das Ehepaar Braun beim Turn- und Sportverein Griesheim als Prüfer für das Deutsche Sportabzeichen. Ihre ersten Einsätze als Abnehmer für das Sportabzeichen hatten beide bereits 1947 in Eschwege absolviert. Als sie 2013 in Griesheim letztmals als Prüfer auftraten, lagen 65 aktive Jahre im Bereich der Sportabzeichen-Abnahme hinter Ihnen – eine Leistung, die vom Deutschen Olympischen Sportbund gewürdigt wurde und wohl kaum übertroffen werden kann. Natürlich hat sich das Ehepaar Braun auch selbst den Prüfungen des Deutschen Sportabzeichens gestellt; mehr als 40 mal haben Hilde und Karl-Heinz diese Anforderungen erfolgreich absolviert.

An negative Aspekte ihres vom Sport geprägten Lebens können sich die Eheleute nicht erinnen. Im Gegenteil: „Im Ziel des Wasalaufs haben mich zwei schwedische  Mädchen links und rechts auf die Wangen geküsst. Und dann durfte ich noch zum Kronprinzen, dem heutigen König Carl Gustaf, der mir die Hand schüttelte und mir zu meiner Platzierung als drittbester Mitteleuropäer gratulierte“, erinnert sich Karl-Heinz Braun.

Ein Großfoto an der Wand dokumentiert die Teilnahme an einem traditionsreichen Ski-Marathon. Am Rande des Fotos ist ein Aufkleber der Deutschen Olympischen Gesellschaft angebracht. „Wir sind gern mit den Menschen von der DOG zusammen“, sagt Hilde Braun. „Nur schade, dass es mit Olympia in Deutschland so bald nicht mehr klappen wird!"

Rainer Paepcke

Hilde und Karl-Heinz Braun
65 Jahre im Einsatz für das Deutsche Sportabzeichen
Hilde Braun beim Speerwurf
Karl-Heinz Braun in der Loipe
Urkunde vom Wasalauf
Gesammelte Auszeichnungen