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Korruption im Sport - Vortrag von Sylvia Schenk

Sylvia Schenk
Auditorium

Die Herbstveranstaltung der DOG-Zweigstelle ist Tradition! Regelmäßig werden in dieser Veranstaltungsreihe brisante Themen aus dem Umfeld des Sports aufgegriffen und kritisch beleuchtet. Regelmäßig sind auch kompetente Gäste vor Ort, die die jeweilige Thematik in Referaten oder Podiumsdiskussionen aus ihrer Sicht bewerten. Am 5. November 2015 stand das Thema „Korruption im Sport“ auf dem Programm; als Referentin konnte mit Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International in Berlin, eine profilierte Kämpferin gegen Korruption und Unfairness gewonnen werden.

Erstmals wurde die Herbstveranstaltung in diesem Jahr gemeinsam mit der Akademie 55plus Darmstadt e. V. ausgerichtet. Mehr als 80 interessierte Gäste fanden sich zu dieser Veranstaltung im Vortragssaal des Offenen Hauses in der Rheinstraße ein. Für die Einführung in das Thema sorgten Till Lufft, Geschäftsführer der DOG-Zweigstelle, und Peter Wagener, stellvertretender Vorsitzender des Beirats in der Akademie 55plus.

Natürlich habe sie sich im Vorfeld der Veranstaltung nicht mit dem Deutschen Fußball Bund in Verbindung gesetzt und um Belege für ihre Vortragsthesen gebeten,

führte Sylvia Schenk zu Beginn ihres Vortrags aus. Auch wenn es im Falle des DFB derzeit keine klare Beweislage gibt, so machen die Diskussionen um nur unzureichend begründete Zahlungen im Vorfeld der Fußball WM 2006 wieder einmal deutlich, dass es auch in großen Sportorganisationen mitunter an einer transparenten Darstellung mangelt. Die Aufklärung zweifelhafter Vorgänge und geeignete Maßnahmen die dazu beitragen, unlautere Praktiken in der Zukunft zu vermeiden, sind notwendig und für das Ansehen des Sports unabdingbar.

Korruption – Was ist das? Sylvia Schenk definiert „Korruption“ als „Missbrauch anvertrauter Macht zum eigenen Nutzen oder Vorteil“. Auch die Annahme immaterieller Vorteile oder die Vorteilsnahme zu Gunsten Dritter, z. B. Freunde oder Verwandte, fallen in den Bereich Korruption. Unerheblich ist dabei, ob es sich bei den Aktivitäten um Straftatbestände handelt; laut Sylvia Schenk beginnt Integrität nicht an der Strafrechtsgrenze.

Korruption geschieht meist im Verborgenen und ist daher nur schwer zu erkennen und nachzuweisen. Auf den ersten Blick gibt es weder Schaden noch ein offensichtliches Opfer. Betrachtet man allerdings die einzelnen Vorgänge genauer, so erhebt sich in jedem Fall die Frage, aus welcher Quelle gezahlte Geldbeträge stammen und für welchen Verwendungszweck sie ursprünglich vorgesehen waren.

Korruption ist häufig ein schleichender Prozess, den man auch mit dem Begriff „Anfüttern“ beschreiben kann. Was mit der Einladung zu einer Tasse Kaffee beginnt, beim nächsten mal zu Kaffee und Kuchen und beim darauf folgenden Anlass zu einer Einladung zum Essen führt, kann im Laufe der Zeit zu immer offensichtlicheren Aktionen und zu einem Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem Geber und Nehmer dieser Vergünstigungen führen. Die Auswüchse einer derartigen „Geschenk- und Einladungskultur“ sind hinlänglich bekannt, sagt Sylvia Schenk und führt Beispiele aus verschiedenen Bereichen an: Lustreisen von Kommunalpolitikern, die sich zu einer Betriebsbesichtigung nach Italien einladen lassen, statt ein vergleichbares Werk im Nachbarort zu besuchen; VIP Tickets zu großen Sportveranstaltungen, die bei Parteifreunden oder Geschäftspartnern verteilt werden oder Nebentätigkeiten von Journalisten, die ihr Einkommen durch Moderation bei Veranstaltungen von Vereinen oder Verbänden aufbessern und bei ihrer eigentlichen Tätigkeit dann möglicherweise die zu Gebote stehende Objektivität vermissen lassen.

Die Zahl der Interessenkonflikte ist groß. Politik, Wirtschaft, Medien und der Sport sind in vielfältiger Weise miteinander verflochten, teilweise sogar voneinander abhängig. Jede Gruppe verfolgt ihre eigenen Ziele, ist aber in vielfacher Hinsicht auf die anderen Gruppierungen angewiesen. Greift man hier das Bild vom „Geben und Nehmen“ auf, ist man begrifflich schon sehr nahe am Thema Korruption.

Grundsätzlich, so die Referentin, ist hier auf breiter Ebene „eine Bewusstseinsänderung nötig“. Allerdings sollte man in diesem Zusammenhang den Blick nicht immer nur „nach oben“ richten, sondern auch sein eigenes Umfeld (im eigenen Verein, in der eigenen Abteilung) kritisch betrachten.

Sylvia Schenk sieht die Bemühungen des IOC, mit der Agenda 2020 für mehr Transparenz zu sorgen, als einen ersten positiven Schritt im Kampf gegen Korruption auf höchster sportlicher Ebene. Werden zukünftig beispielsweise die Verträge mit den Ausrichterstädten Olympischer Spiele im vollem Umfang im Internet veröffentlicht, kann sich eine breite Öffentlichkeit ein Bild von den Vereinbarungen zwischen IOC und Ausrichter machen. Geheimniskrämerei und Rätselraten um viel diskutierte Knebelverträge sollte damit der Vergangenheit angehören.

Auch das gerade (07.10.2015) vom DOSB verabschiedete Konzept zur Good Governance („Good Governance beschreibt den Anspruch, die zur Verfolgung der Verbandsziele notwendige Verbandssteuerung und das Verbandshandeln an ethischen Maßstäben auszurichten.“) sieht Sylvia Schenk als einen Schritt in die richtige Richtung. Sie wünscht sich ähnliche Regelwerke auch für alle nachgeordneten Organisationen, von den Landesverbänden bis hin zu den einzelnen Vereinen.

Mit Blick auf die Deutsche Olympische Gesellschaft mahnt Sylvia Schenk an: „Nur das Aufhängen von Fair Play Plakaten reicht nicht!“. Dieser Sichtweise schloss sich Norbert Lamp, Vorsitzender der Zweigstelle Darmstadt, in einem kurzen Wortbeitrag gern an und verwies auf regelmäßige Aktionen und Wettbewerbe für Schülerinnen und Schüler, in denen die Gedanken eines fairen Miteinanders vermittelt werden. 

Nach einer ausgiebigen Fragerunde wurde Sylvia Schenk mit lang anhaltendem Beifall verabschiedet.

Anmerkung: Es bleibt zu hoffen, dass alle guten Vorsätze, die in den angesprochenen Konzepten und Regelwerken zum Ausdruck gebracht werden, nicht nur auf dem Papier existieren, sondern von allen Beteiligten auch in der Praxis gelebt werden. Vielleicht stellen Papiere wie die IOC Agenda 2020 und das DOSB Konzept zur Good Governance ja tatsächlich das viel zitierte Licht am Ende des Tunnels dar.

Der Sport hätte es auf jeden Fall verdient!

Rainer Paepcke

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