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Die Spiele in Rio waren nicht vom Feinsten

Um einige Misstöne bei den Olympischen Spielen Rio auch vor Ort zu diskutieren, hatte die Darmstädter Zweigstelle ihre traditionelle Herbstveranstaltung dem Thema gewidmet: „Rio in der Kritik – Haben die Olympischen Spiele eine Zukunft?“ Vertreter der Sportverbände, der Medien und der Wissenschaft bildeten das Podium. Neben dem DOG-Zweigstellenchef Norbert Lamp begrüßte Jürgen Thomas, Vorstandsmitglied  der gastgebenden Sparkasse Darmstadt die Gäste; Till Lufft hatte die Diskutanten eingeladen und moderierte die Veranstaltung.

Die Veranstalter hatten die Schwerpunkte Rückschau auf Rio, Kritik am IOC, Doping und Kommerz sowie Zukunftsfragen auf ihrer Agenda. Es sei üblich, dass die Medien vor Beginn der Spiele die Probleme aufblähen und zwangsläufig in das Großereignis hineintragen, sagte der Präsident der Deutschen Modernen Fünfkämpfer, Michael Scharf. Trotzdem seien die Spiele aus Sicht seines kleinen, aber erfolgreichen Verbandes, unzerstörbar. Ulli Gasper vom Presseteam des Behindertensportverbandes schalt das IOC wegen zu hoher Ticket-Preise. Halbleere Ränge drückten nicht nur auf die Stimmung in den Stadien, sondern spiegelten die Ignoranz der sozialen Ungleichheit im Land. Das Temperament der Brasilianer sei dadurch ausgebremst worden und erst nach einer Herabsetzung der Eintrittspreise zu den Paralympics sei die Feierfreude in der Bevölkerung deutlich geworden.

„Die Spiele in Rio waren nicht vom Feinsten“, sagte Heiner Henze der frühere Organisationschef des NOK für Deutschland, womit er nicht nur auf die Wasserqualität die bei den Schwimmwettbewerben anspielte, sondern auch an das Auspfeifen des Staatspräsidenten durch das Publikum erinnerte. Prof. Dr. Wolfgang Buss, Uni Göttingen, verwies auf eine ganze Reihe sportpolitischer Fehlleistungen verantwortlicher Funktionäre im IOC, z.B. die Brüskierung der Paralympics durch Dr.Thomas Bach, was zur abnehmenden Akzeptanz des olympischen Sports führe und dessen Vorbildfunktion in Frage stelle. Sein Fazit lautet: „Nur die feinen Leistungen und die Haltung der Athleten haben diesmal noch die Spiele gerettet: Reformen sind unerlässlich, um Olympia als Weltkulturerbe zu erkennen und als Höhepunkt des Sportlerlebens zu erhalten“.

Mit der unbefriedigenden Situation im Kampf gegen das Doping befasst sich – wie alle Diskussionsteilnehmer – auch der SWF-Journalist Holger Kühnert. Neben der schwachen Entscheidung des IOC im Falle des Staatsdopings beschuldigten Russlands plädierte er für Reformen bei dem internationalen Sportgerichtshof CAS und der Weltantidopingagentur WADA, um die aufwendigen Überprüfungen der Sportler effizienter zu gestalten. Über die weltweit umstrittene Entscheidung des IOC war auf dem Podium ein leichtes Übergewicht der Bach-Versteher aus juristischen Gründen feststellbar. Ein Publikum-Zitat aus der offiziellen Stellungnahme der DOG rückte die (falsche) Entscheidung des Exekutivkomitees unter das Brennglas, es versäumt zu haben, eine klare Position gegen das Doping zu beziehen.

Zum Themenkomplex Gigantismus – Kommerz – Finanzierung kamen einige kritische Beiträge zur Sprache, aber freilich keine Lösungsvorschläge. Vielmehr kristallisierte sich die Frage heraus, welchen Sport sich die deutsche Gesellschaft überhaupt wünsche. Wenn in einem reichen Land wie der Bundesrepublik die Bevölkerung zweimal die Austragung der Spiele im eigenen Land abwählt, muss eine tiefer greifende Diskussion darüber beginnen. Die Medaillen-Soll-Rechnung des Inneministers scheint nicht die Lösung für die Zukunft zu sein. Die saubere sportliche Leistung darf bei künftigen Olympischen Spielen nicht hinter den ökonomischen Interessen des Komitees, eines Verbandes oder staatlichen Wünschen verschwinden, könnte ein Fazit der ernsten Diskussion bei der Darmstädter Zweigstelle sein.

Walter Schwebel

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