Bundesweite Termine
05.01.2021
Grußwort
Steter Mahner für die Olympischen Kernwerte
05.01.2021
DOG
70 Jahre Deutsche Olympische Gesellschaft
17.11.2020
Neckaralb
Ehrung des Turngaus Zollern-Schalksburg
06.11.2020
Berlin
Mitgliederversammlung: DOG-Präsidium mit bekannten und neuen Namen
05.11.2020
Nachruf
Ehrenmitglied Hubert Hey verstorben
Stuttgarter Sportgespräch: "Ausverkauf der Werte"
Zuschauer vor Ort wollen eine emotionale Party feiern. Der Zeitgeist verlangt Dramatik und Höhepunkte in immer kürzeren Abständen. Vorbei die Zeiten, in denen Ski-Langläufer für zehn oder fünfzehn Minuten abseits von Zuschauern und Kameras in tief verschneiten Wäldern verschwanden. Und wenn die Zuschauer nicht zum Sport kommen, muss der Sport halt zum Zuschauer kommen. Schnee-Events in Großstädten und Fußball-Stadien oder Kugelstoß- und Stabhochsprung-Wettbewerbe auf Marktplätzen scheinen da nur folgerichtig.
Private Veranstalter treten in Konkurrenz zu den etablierten Internationalen Verbänden, locken Sportler und Zuschauer mit modifizierten Formaten in neue Rennserien und Turniere. Vor allem für die sogenannten Randsportarten sind Änderungen an Erscheinungsbild, Abläufen und Regelwerk unerlässlich.
Das Fernsehen bringt den Sport in die heimischen Wohnzimmer, ist selbst an Einschaltquoten und somit an plakativen Bildern und dynamischen Abläufen interessiert. Der Sportverband gibt die Wettbewerbsregeln vor, das Fernsehen wünscht in Einzelfällen jedoch eine Verdichtung der Abläufe und bittet zum Beispiel um eine Verkürzung der Startintervalle. Kameraeinstellungen wie bei der Leichtathletik-WM 2019 in Katar, als eine in den Startblock integrierte Kamera den Blick in den Intimbereich von Sportlern und Sportlerinnen in alle Welt übertrug, müssen auf jeden Fall mit den Athleten abgestimmt sein und sind zu unterlassen, wenn sich Athletin oder Athlet gestört fühlen.
Das Werben um zahlendes Publikum bringt vor allem in den Arenen der großen US-Ligen immer wieder neue Kuriositäten hervor. Integrierte Hotels ermöglichen dem Fan die Möglichkeit die Begegnung seines Teams vom Zimmer aus zu verfolgen. Selbst bei einem Bad im Stadion-Pool braucht man auf einen Blick in die Football-Arena nicht zu verzichten. Andere Stadien setzen auf integrierte Shopping Malls und auf Bedienung am Platz; selbst die stadionweite Versorgung mit Popcorn und Cola mittels einer Drohne gehört längst nicht mehr in den Bereich der Utopie.
„Es sieht so aus, als ob das Geld den Sport bestimmt.“, lautete eines der abschließenden Statements.
Bleibt zu hoffen, dass Athletinnen und Athleten nicht an den Rand gedrängt werden und auch in Zukunft die ihnen gebührende Rolle im Zentrum des Geschehens einnehmen.
Sonderstellung Fußball
Claus Vogt, Präsident des VfB Stuttgart, sieht den Fußball hierzulande in einer Sonderstellung; Fußball könne auf eine zusätzliche Eventisierung verzichten. Vor allem Traditionalisten und Ultras beharren auf den Status Quo und versuchen alles, damit das Spiel auf dem grünen Rasen stets im Mittelpunkt der Veranstaltung bleibt.
Anmerkung des Verfassers zur Sonderstellung des Fußballs:
Solange die Auslastung der Stadien auf dem heutigen hohen Niveau verbleibt, muss der Fußball vermutlich keine neuen Anreize schaffen, um zusätzliche Menschen zu den Spielen zu locken. Allerdings ist die Eventisierung auch beim Fußball nicht zu übersehen. Wenn Zehntausende vor dem Anpfiff das Badener-Lied singen, Lotto King Karl auf einer hydraulischen Bühne die Fankurve animiert oder zumindest das Vereinslied aus den Stadion-Lautsprechern dröhnt, ist der Rahmen für ein Event jedenfalls gesetzt. Einlaufkinder begleiten die Kicker auf das Spielfeld, riesige Video-Screens sorgen für sportspezifische und artfremde visuelle Ablenkung, zu Eckbällen der eigenen Mannschaft werden Werbepartner benannt und bei einem Torerfolg eine spezielle Tor-Musik eingespielt. In einer durchgeplanten Arena können Kinder vor dem Spiel an geschultes Betreuungspersonal übergeben werden, nicht zuletzt sorgen komfortable Logen dafür, dass sich gut zahlende Besucher im Stadion wohlfühlen und das Verpflegungsangebot in angenehmer Atmosphäre genießen können. Choreos und (verbotene) Pyrotschnik in den Fankurven tragen zum Stadion-Erlebnis bei. Viel mehr Eventisierung geht eigentlich nicht mehr.
Rainer Paepcke