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Corona-Pandemie (#7)

Sorgloser Umgang mit Corona-Regeln: Alexander Zverev

(Fast) alles beim Alten?

Jetzt hat der Fußball im Land wieder einen Deutschen Meister! Ist natürlich wieder der vom letzten Jahr. Und von den Jahren davor. Aber der Fußball hat sich durchgesetzt. Gegen alle Bedenken und Kritiken.

Einige der Jung-Millionäre in Sporthosen haben sich mal wieder danebenbenommen, beim Frisör oder auch im Training durch Nichteinhalten der Hygiene-Regeln. Hier und da hat das Corona-Virus dann doch den einen oder anderen Bundesliga-Kicker erwischt. In Köln und Dresden zum Beispiel. Während in Köln lediglich die infizierten Sportkameraden in häusliche Quarantäne geschickt wurden, war es in Dresden der komplette Dynamo-Kader. Zwei Wochen ohne Mannschaftstraining und danach gleich neun Spiele in 29 Tagen. Kein Wunder, wenn dann am Ende der Klassenerhalt nicht mehr zu schaffen ist! Kollateralschaden nennt man so etwas dann wohl. Hauptsache, die TV-Gelder sind geflossen.

Gespielt wurde nach den bekannten Regeln. Zumindest so in etwa. Fünf Auswechselungen statt der üblichen drei waren nach der Wiederaufnahme der Saison erlaubt. Das bevorzugt auf jeden Fall die Teams mit der besser besetzten Bank und erinnert ein wenig an die längst zurückliegenden Zeiten des Straßenfußballs, wo man auf holperigen Kleinstfeldern spielte. Drei Ecken = ein Elfmeter, hieß es dann bei allzu beengten Verhältnissen ...

Dass die Spieler in keiner Phase der Planungen in die Entscheidungsfindungen der allmächtigen Fußball-Bosse einbezogen wurden, überrascht keineswegs. Das kickende Inventar soll sportliche Erfolge einfahren und sich ansonsten möglichst ruhig verhalten. Wenn mündige Spielerinnen und Spieler wie Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg, Weltmeister Mats Hummels, Sven Bender und Neven Subotic nun ein Bündnis auf den Weg bringen, das dafür Sorgen will, dass Spieler bei zukünftigen Entscheidungen von DFL und Vereinen mit einbezogen werden, ist das zumindest ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Bei vielen Fußballfans hat das Gebaren von DFB, DFL und Clubs im Umfeld der Corona-Krise einen faden Beigeschmack hinterlassen. Für nicht wenige Sportinteressierte hat der Fußball dauerhaften Schaden genommen.

Basketball - Interesse generieren

Die Deutsche Basketball Bund hatte im Gegensatz zu anderen Mannschaftssportarten (Handball, Eishockey, Volleyball) die Saison für die Basketball Bundesliga nicht für beendet erklärt, sondern nach einiger Zeit eine Art Meisterschafts-Finalturnier ins Leben gerufen. Spielort für zehn Clubs war während dieses Turniers München. Alle Teams waren gemeinsam mehr oder weniger isoliert in einem Hotel untergebracht. Das eine oder andere Fehlverhalten von Teamangehörigen ist wie im Umfeld des Fußballs dokumentiert, ebenso die fehlende Einbeziehung der Spieler in die Planungen und Entscheidungen des Verbandes. 

Da während der Corona-bedingten Saisonunterbrechung etliche Spielerverträge aufgelöst worden waren, durften alle am Endturnier teilnehmenden Clubs kurzfristig zwei weitere Spieler verpflichten. Dass finanzstarke Clubs hier griundsätzlich einen Vorteil haben, wurde billigend und bewusst in Kauf genommen. 

Das Endturnier fand vor leeren Zuschauerrängen statt, die ansonsten überlebenswichtigen Einnahmen aus dem Ticket-Verkauf entfielen. Die Wiederaufnahme der Saison war nicht zuletzt in der Hoffnung beschlossen worden, dass Einnahmen aus dem Verkauf der Übertragungsrechte erzielt werden könnten und darüber hinaus durch eine erhöhte Medienpräsenz auch ein größeres und nachhaltiges Interesse am Basketball generiert werden könnte. Ob diese Rechnung aufgeht, wird die Zukunft zeigen. Zweifel sind angebracht.

Tennis - Sorgloser Umgang mit Hygiene-Regeln

Um den deutschen Tennis-Assen Spielpraxis zu ermöglichen, hat der Deutsche Tennis Bund Turnierserien ins Leben gerufen, die auf Basis eines umfassenden Hygiene-Konzepts und ohne Zuschauer durchgeführt werden. Ganz anders das Vorgehen bei der vom Weltranglistenersten Novak Djokovic ins Leben gerufenen Adria Tour: Auf Schutzmaßnahmen wurde weitestgehend verzichtet, dichtgedrängt standen die Zuschauer auf den Tribünen, und zum Abschluss der Spiele traf man sich gemeinsam zu ausgelassenen Parties in angesagten Locations.

Die Bilanz: Vier infizierte Tennis-Profis, darunter auch Djokovic selbst, der ganz nebenbei das Virus auch noch an seine Ehefrau weitergab. Ebenfalls infiziert: Der NBA-Basketballer Nikola Jokic (Denver Nuggets). Wieviele Besucher der Veranstaltungen sich insgesamt mit dem Virus infiziert haben, ist nicht überliefert. Tatsache ist, dass die Veranstalter der Adria-Tour dem Ansehen des Tennissports einen beträchtlichen Schaden zugefügt haben.

Der deutsche Tennisprofi Alexander Zverev war einer der Teilnehmer an der nach Bekanntwerden der Infektionen abgebrochenen Adria Tour. Zverev selbst ging mit der Nachricht auf ein negatives Testergebnis an die Öffentlichkeit und teilte weiterhin mit, dass er die Richtlinien zur Selbstisolation befolgen wolle. Sechs Tage später tauchten Bilder auf, die Zverev als Gast einer Party an der französischen Côte d'Azur zeigten. Die ehemalige Tennis-Größe Barbara Rittner nennt das Verhalten Zverevs "respektlos und ignorant". Als Vorbild für den Tennisnachwuchs hat Alexander Zverev nach dieser Aktion jedenfalls ausgedient.

Leichtathletik - Langstreckler im Abseits

Aufgrund der Corona-Pandemie waren die Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten um rund zwei Monate auf den 8. und 9. August 2020 verschoben worden. Der Programm-Entwurf sah einen Großteil der klassischen Disziplinen vor, allerdings sollte auf Mittel- und Langstreckenwettbewerbe ab 1500 Meter Länge verzichtet werden, da es auf diesen Strecken zu körperlichen Kontakten auf der Laufbahn kommen kann.

Bei zahlreichen Athletinnen und Athleten stieß dieser Ansatz auf Unverständnis. Gesa Krause, zweimalige WM-Dritte über 3000 Meter Hindernis: "Leichtathletik bedeutet Laufen, Springen, Werfen. Und ohne Laufen ist es nicht das Gleiche.". Der Deutsche Leichtathletik Verband reagierte diplomatisch: "Die Bewertungen der Corona-Lage gestalten sich dynamisch. Sollte es aufgrund von weiteren Lockerungen und Genehmigungen die Möglichkeit geben, Mittel- und Langstrecke bei der DM durchzuführen, werden wir das tun", erklärte der DLV in einer Verbandsmitteilung. Ausserdem könne man die Wettbewerbe über die Mittel- und Langdistanzen ja vielleicht auch beim internationalen Leichtathletik-Sportfest ISTAF (September in Berlin) nachholen.

Dieter Baumann, 1992 Olympiasieger über 5000 Meter, wünscht sich einen flexiblen Umgang mit der Thematik. Es handele sich schließlich um maximal 15 Läufer pro Disziplin, und man könne doch diesen überschaubaren Personenkreis am Vorabend der Wettkämpfe testen und in einem Hotel isolieren. Eine längere Quarantäne könne auf diese Weise vermieden werden. Wenn es an den Kosten für Tests auf das Corona-Virus scheitere, wolle er persönlich die anfallenden Kosten für die 5000 Meter übernehmen, fügte der Olympionike hinzu.

Die Deutsche Fußball Liga hätte diese Tests ganz sicher ohne mit der Wimper zu zucken aus der Portokasse gezahlt.

Kegeln - Sinneswandel beim Verband

Die Zweitliga-Keglerinnen des SVS Griesheim hatten den Aufstieg in das Oberhaus sicher. Bereits drei Spieltage vor Rundenschluss war ihnen der Aufstieg nicht mehr zu nehmen, 90 Prozent der Rundenspiele waren zu diesem Zeitpunkt absolviert. Der Sportfachverband hatte aufgrund der Corona-Pandemie eine Annullierung der Spielrunde beschlossen - der Traum vom Aufstieg war geplatzt. So der Stand Ende März 2020.

Drei Monate später meldet der Verband DCU (Deutsche Classic-Kegler Union) einen neuen Sachstand: Die Annulierung der Saison ist nunmehr vom Tisch, im Nachgang erfolgt jetzt eine sportliche Wertung der Spielrunde mit Auf- und Absteigern. Für die Keglerinnen des SVS Griesheim gibt es ein Happy End und demnächst sportliche Wettkämpfe in der Elite-Klasse. Die drei Monate zwischen Hoffen und Bangen wird man aber wohl nicht so schnell vergessen.

(Fast) alles beim Alten?

Eher nicht. Alles in Bewegung. Alles fließt. Oder auch panta rhei, wie schon die altgriechischen Philosophen wussten.