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Turnerkreuz und Flughafen - Sporthistorische Führung in Darmstadt

Interessierte Teilnehmer

Der Landessportbund gewann den Leiter des Darmstädter Stadtarchivs, Dr. Peter Engels, für die erste sporthistorische Führung in Hessen. Weitere Führungen folgen in Marburg, Wiesbaden, Gießen und Kassel.

Dr. Engels begann den Rundgang am Alten Friedhof und schlug seinen zweistündigen, informativen Bogen zum Traisaer Weg. Etwa 40 interessierte Gäste nahmen an der Führung teil.

Auf dem Alten Friedhof wies Dr. Engels zunächst auf die gesellschaftliche Bedeutung der frühen Turnbewegung hin. Das Turnen war im 19. Jahrhundert nicht nur eine sportliche, sondern eine zutiefst politische Bewegung. Während man in den Arbeitersportvereinen Freiheitsbestrebungen in den Vordergrund stellte, wollten die nach militärischem Vorbild geführten bürgerlichen Vereine in erster Linie die Wehrhaftigkeit zur Verteidigung des Vaterlands sicherstellen. Die Körperertüchtigung der Männer besaß einen hohen Stellenwert, und der politische Charakter des Sports wurde nach der Reichgründung 1871 und während der Weltkriege beibehalten. Politisch neutralen Sport gab es erst ab 1945.

In der Folge wurden die Teilnehmer der sporthistorischen Führung an verschiedenen Grabstätten mit detaillierten Informationen zu bedeutenden Darmstädter Persönlichkeiten versorgt. Obwohl alle Persönlichkeiten in mehreren Bereichen aktiv und erfolgreich waren, wurden im Rahmen der Führung vor allem die sportbezogenen Errungenschaften besonders gewürdigt.

Die folgenden Grabstätten wurden besucht:

Ludwig Büchner, älterer Bruder des berühmteren Georg Büchner, war Sprecher der Turngemeinde und prägte maßgeblich die Turnbewegung in Darmstadt.

Johann Heinrich Felsing, Grafiker und Drucker, Hessischer „Turnvater“, Schöpfer des Turnerkreuzes, das mit seinen vier „F“ („frisch, fromm, fröhlich, frei“) wie kein anderes Symbol für das (deutsche) Turnen steht.

Friedrich Ludwig Weidig, Mit-Autor des „Hessischen Landboten“, war für die Errichtung des wohl ersten Turnplatzes im Großherzogtum Hessen verantwortlich (Butzbach 1814).

Emanuel Schmuck, Landesturninspektor, setzte sich intensiv für das Turnen im Schulunterricht ein und war für die turnerische Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer verantwortlich.

Adolf Spiess machte sich um die Einführung des Schulsports und um das Damenturnen verdient. Die auf Betreiben von Spiess 1852 eingeweihte Turnhalle neben der Realschule an der Kapellstraße war eine der ersten derartigen Einrichtungen in Deutschland.

Vielen Teilnehmern unbekannt dürften auch die Detailinformationen zu noch existierenden oder komplett verschwundenen Sportstätten gewesen sein, über die Dr. Engels im weiteren Verlauf der Führung hinwies. Dazu gehörte nicht zuletzt der (fast vergessene) Flugplatz auf der Lichtwiese, eröffnet 1924 und ein Jahr später offiziell als Verkehrsflughafen eingeweiht. Auch Segelflieger, Fesselballons und Luftsportvereinigungen nutzten das Gelände. Zwischen 1926 und 1934 starteten und landeten auf der Lichtwiese Maschinen der Deutschen Lufthansa. Für die mittlerweile leistungsstärkeren Flugzeuge reichte der Platz auf der Lichtwiese dann nicht mehr aus.

Nach dem Ersten Weltkrieg rumorten in Darmstadt die Sportideen besonders kräftig: Es entstand ein städtisches Sportamt; die Stadtverordneten kreierten einen Sportausschuss, der 1921 erstmals die Förderung der Sportvereine vorsah. Ebenfalls 1921 gründeten einige Studenten den ASC, wo im Haus der Verbindung, Nieder-Ramstädter Str. 140, sportlichen Ziele im Handball, Fußball und der Leichtathletik ernsthaft verfolgt wurden. 1922 wurde der unweit gelegene Hochschulsportplatz in Betrieb genommen, der im Laufe der Jahre erweitert und zum Hochschulstadion ausgebaut wurde.

Mitte der 1930er Jahre plante das Nationalsozialistische Regime zwischen Lichtwiese, Hochschulstadion und Altem Friedhof ein riesiges Sportfeld, das für Aufmärsche genutzt werden sollte. Die Planung war bereits weit fortgeschritten, zu einer Realisierung kam es aber nicht mehr.

Die sehr informative Führung endete auf dem Gelände des TEC, „Tennis- und Eisclub Darmstadt“, der sich bereits seit den 1920er Jahren vornehmlich auf den Tennissport konzentrierte.