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05.01.2021
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05.11.2020
Nachruf

Ehrenmitglied Hubert Hey verstorben

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Olympische Winterspiele 1964, 1976

Hochhäuser prägen das Olympische Dorf

Auf Spurensuche in Innsbruck und Tirol

Sie wollen mit öffentlichen Verkehrsmitteln direkt ins Olympische Dorf?
Kein Problem: Wenn Sie in Innsbruck sind, nehmen Sie einfach die Buslinie O zur Josef-Kerschbaumer-Straße.
Sie haben keine Akkreditierung und auch keinen anderen Sonderausweis?
Ebenfalls kein Problem: Das einzige benötigte Dokument ist ein gültiger Fahrschein für Ihre Fahrt mit dem Verkehrsverbund Tirol.

Das Olympische Dorf ist einer der 20 statistischen Stadtteile der Stadt Innsbruck, am östlichen Stadtrand und am südlichen Ufer des Inn gelegen. Zahlreiche vielgeschossige Wohnhochhäuser verleihen dem Stadtteil eine markante, aber nicht unbedingt attraktive Silhouette. Bald werden an die 10.000 Einwohner den Stadtteil Olympisches Dorf bevölkern.

"Dorfstraße"

Das Olympische Dorf am Rande der Stadt

Die ersten Wohnhochhäuser wurden zu Beginn der 1960er Jahre errichtet. Für die Olympischen Winterspiele 1964 wurden zunächst acht zehngeschossige Wohnblöcke mit insgesamt 689 Wohnungen gebaut. Am 15. Januar 1964 zogen die ersten Olympiateilnehmer ein. Im Juni 1964 wurden die ersten Wohnungen vermietet, der olympische Stadtteil bot zahlreichen Familien ein neues Zuhause.

1976 richtete Innsbruck erneut die Olympischen Winterspiele aus. Der Bau eines zweiten Olympischen Dorfes war erforderlich, in unmittelbarer Nachbarschaft zum ersten Dorf entstanden weitere Hochhäuser mit insgesamt 642 Wohneinheiten. Im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus wurden in den Folgejahren weitere vergleichbare Hochhäuser errichtet.

Am Rande einer kleinen Parkanlage erinnern die Olympischen Ringe in Gold an die sportbezogene Vergangenheit des Viertels. Dazu die Jahreszahlen 1964 und 1976 auf dem zu den Ringen gehörenden Beton-Sockel. Ansonsten herrscht vor Ort eher die Tristesse einer Trabantenstadt.

Denkmal


Stadtteilwappen

Heute grenzt das Olympische Dorf an den Stadtteil Neu-Arzl. Beide Siedlungsbereiche sind in vielerlei Hinsicht eng miteinander verwachsen, sodass sie in der öffentlichen Wahrnehmung meist als ein einziger Stadtteil wahrgenommen werden. Das zu diesem Siedlungskomplex gehörende Stadtteil-Wappen zeigt im oberen Teil eine Schießscheibe und erinnert damit an die Schießstandsiedlung und den ehemaligen Landeshauptschießstand, der bei der Errichtung des Olympischen Dorfes verlegt werden musste. Im unteren Teil des Wappens zeigen sich die goldenen Olympischen Ringe auf dem angedeuteten Sockel des im vorstehenden Absatz beschriebenen Denkmals.

Der Stadtteilname Olympisches Dorf taucht in der Hochhaussiedlung immer wieder auf. Schulen, Begegnungsstätten, Geschäfte und das Schwimmbad präsentieren sich im Namen Olympias und erinnern an die vier oder gar fünf Jahrzehnte zurückliegenden Tage, an denen Innsbruck Gastgeber für die sportliche Jugend der Welt war. Ob die Planer bei der Namensgebung des Stadtteils beabsichtigten, den Olympischen Spielen ein dauerhaftes Denkmal zu setzen und Besucher und Durchreisende auf die sportliche Ausrichtung der Hauptstadt Tirols hinzuweisen, ist nicht bekannt. Ein nicht zu unterschätzender Stolz auf die Gastgeberrolle 1964 und 1976 darf aber wohl auf jeden Fall unterstellt werden, wenn man die nachfolgenden Generationen derart nachhaltig mit der olympischen Vergangenheit konfrontiert.


Unübersehbar: "Olympisches Dorf"

Tatsächlich macht der Besuch im alles in allem wenig spektakulären Olympischen Dorf neugierig darauf, welche Spuren Olympia außer den Hochhäusern in Innsbruck und in der Region hinterlassen hat.

Die Sprungschanzen
Bergiselschanze (Innsbruck) und Toni-Seelos-Olympiaschanze (Seefeld)

Es begann mit einer Naturschanze am Bergisel. Am 23. Januar 1927 wurde dort das erste offizielle Skispringen ausgetragen. Als um den Jahreswechsel 1952/53 herum die Vierschanzentournee ihre Weltpremiere feierte, war der Bergisel als Austragungsort mit dabei. Die Schanze ist seitdem ohne Unterbrechung fester Bestandteil dieser Skisprung-Tournee. Für die Olympischen Winterspiele 1964 und 1976 wurde die Schanze am Bergisel um- und ausgebaut.

Bergiselschanze, Sprungturm

Zusammen mit Seefeld veranstaltete Innsbruck 1985 die Nordischen Skiweltmeisterschaften, und im Juni 1988 feierte Papst Johannes Paul II. auf der Anlage eine Messe, die von 60.000 Gläubigen besucht wurde.

Wie viele andere Sportarten erlebte auch das Skispringen nach den Winterspielen in Innsbruck eine rasante Entwicklung. Die Springer wurden athletischer, der Sprungstil dynamischer, Kleidung sowie Ausrüstung nutzten die Vorteile neuer Materialien. Höhere Flüge und größere Weiten waren die Folge, die Anforderungen an die Sicherheit der Springer wuchsen.

Ende der 1990er Jahre entschloss sich die Stadt Innsbruck zu einem drastischen Schritt. Die traditionsreiche Schanzenanlage sollte beseitigt und eine dem höchsten Stand der Technik entsprechende neue Anlage errichtet werden. Am 25.03.2001 wurde der Schanzenturm schließlich gesprengt.

>>> ORF-Beitrag zur Sprengung der Bergiselschanze (0:44 Minuten)

Bergisel, Blick vom Schanzenturm

Die Bergiselschanze gilt heute als eines der architektonisch bedeutendsten Sportbauwerke Österreichs. 2012 kehrte Olympia in Gestalt der I. Olympischen Jugend-Winterspiele auf die Anlage zurück.

Heute thront der Schanzenturm mit seiner unverkennbaren Silhouette über der Stadt und lockt täglich zahlreiche Individualreisende und Besuchergruppen an. Vom östlichen Stadioneingang bis zum Fuß des Schanzenturms sind 455 Stufen zu absolvieren, anschließend wartet noch der Turmaufstieg bis hinauf zur Aussichtsplattform oder ins Panoramarestaurant. Wer es bequemer möchte, kann den Anstieg auch vom Eingang aus mit dem Schrägaufzug und später dann mit dem Turmaufzug bewältigen. Wenn man auf den Spuren des großen Sports wandelt, sollte aber zumindest der Abstieg aus eigener Kraft bewältigt werden. Die Perspektive wechselt mit jedem Schritt und die Größe der Anlage wird intensiver erlebbar.

Blick zum Friedhof Wilten

Der Blick von der Aussichtsplattform geht weit über die Stadt Innsbruck hinaus und endet in jede Richtung an irgendeinem Berg. Die Perspektive unmittelbar hinter der Startposition der Springer bietet einen besonderen Reiz, blickt man von hier aus in der Verlängerung doch direkt hinab auf den Friedhof Wilten. Die Skispringer sind jedenfalls gut beraten, die zahllosen Gräber im Tal auszublenden und sich stattdessen auf den bevorstehenden Sprung zu konzentrieren.

Im Treppenhaus des Sprungturms zeigen großformatige Fotografien die Skisprunghelden von gestern und heute. Zwischen Helmut Recknagel und Jan Böklöv, dem Erfinder des V-Stils, findet man ein Bild von Michael Edwards, besser bekannt als „Eddie the Eagle“. Michael Edwards nahm 1988 an den Olympischen Spielen im kanadischen Calgary teil und stellte 1989 mit einer Weite von 73,5 Metern einen britischen Rekord im Skispringen auf. Eine Hommage an einen charismatischen Underdog!

Drei olympische Feuerschalen verdeutlichen, dass inzwischen drei olympische Großveranstaltungen am Bergisel eröffnet wurden. Für die Spiele in Innsbruck 1964 wurde das Olympische Feuer erstmals mittels eines Hohlspiegels im Heiligen Hain des antiken Olympia entfacht. Unterhalb der Feuerschalen stellen die Ehrentafeln mit den Namen der Olympischen Medaillengewinner der Winterspiele von 1964 und 1976 einen Anziehungspunkt für die Besucher dar. In einem kleinen Ausstellungsbereich steht schon heute die glänzende Trophäe für den Gesamtsieger der 69. Vierschanzentournee 2020/21 bereit.

Feuerschalen
Ehrentafel (1964)
Olympische Ringe
Tournee-Trophäe

Bei den Olympischen Spielen 1964 und 1976 wurden die Skisprungwettbewerbe auf der Großschanze am Bergisel ausgetragen. Die Springen auf der etwas kleineren Normalschanze wurden auf der Toni-Seelos-Olympiaschanze im benachbarten Seefeld durchgeführt. Auch bei den I. Olympischen Jugend-Winterspielen 2012 fanden Springen auf der Toni-Seelos-Olympiaschanze in Seefeld statt.

Die erste Schanze in Seefeld trug den Namen Jahnschanze. Sie wurde 1931, also nur wenig später als die Innsbrucker Bergiselschanze errichtet. 1948 wurde sie nach der Skilegende Toni Seelos benannt. Der aus Seefeld stammende Toni Seelos gewann in den 1930er Jahren insgesamt vier Titel bei den Alpinen Skiweltmeisterschaften. Wie in Innsbruck wurden die Seefelder Sprunganlagen immer wieder der fortschreitenden Entwicklung des Skisprungsports angepasst.

Die bewährte Partnerschaft von Innsbruck (Großschanze) und Seefeld (Normalschanze) findet im Februar 2019 ihre Fortsetzung. Bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften 2019 haben beide Schanzen wieder einen festen Platz im Wettkampfprogramm.

Das Eissportzentrum

Olympiahalle, Blick vom Bergisel

Das Eisstadion in Innsbruck wurde anlässlich der Olympischen Winterspiele 1964 errichtet. Nur zwölf Jahre später genügte die Sportstätte den olympischen Anforderungen nicht mehr. Die Eisschnelllaufbahn musste ersetzt, das Sitzplatz-Angebot erweitert, die Beleuchtung und der Zuschauerschutz neu installiert werden. 2005 erfolgte dann ein weiterer Umbau der Olympiahalle. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch eine zweite, kleinere Eishalle direkt daneben errichtet.

Im Laufe der Jahrzehnte gastierten namhafte Bands aus Rock und Pop in der Olympiahalle, 2005 fanden hier Spiele der Eishockey-Weltmeisterschaft der Herren statt, später machten dann auch die Europäischen Meisterschaften im Handball und im Volleyball der Herren Station in der Halle. Innsbruck präsentiert sich gern als Weltstadt des Sports, bemüht sich immer wieder um sportliche Großveranstaltungen. Der Unterhalt der Sportstätten verschlingt immense Summen, und nur eine hohe Auslastung sorgt für schwarze, oder zumindest geringere rote Zahlen.

Die Sportstätten liegen bezeichnenderweise an der Olympiastraße, die ein Stück weiter westlich auf der Olympiabrücke die Sill und die Gleisanlagen des Hauptbahnhofs überspannt, Schilder weisen zur Olympia Halle, und auch das Logo INNS‘ BRUCK OLYMPIA WORLD lässt sich kaum übersehen. Die olympische Vergangenheit wird auch auf diese subtile Art und Weise lebendig gehalten.


Die Olympiahalle und die benachbarte Tiroler Wasserkraft Arena werden heute unter dem Namen Olympia World vermarktet, ebenso das in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Tivoli Stadion Tirol, der Olympia Eiskanal in Igls und einige weitere Sportstätten.

Igls: Olympische Bob- und Rodelbahn

1964 stand Rodeln erstmals auf dem Programm der Olympischen Winterspiele. Im Stadtteil Igls standen zwei separate Bahnen für die Bob- und Rodelwettbewerbe zur Verfügung. Von der Rodelbahn sind heute nur noch Mauerreste erhalten.

Noch vor der Eröffnung der Spiele kam der britische Rodler Kazimierz Kay-Skrzypeski bei einem Trainingslauf von der Bahn ab und starb. Mit 54 Jahren war Skrzypeski der älteste Sportler, der bei den Innsbrucker Spielen hätte antreten sollen.

Für die Olympischen Winterspiele 1976 wurde eine neue Kunsteisbahn gebaut. Diese Anlage wurde in der Folgezeit immer wieder den neuesten technischen Entwicklungen angepasst. Heute zählt die einzige Kunsteisbahn Österreichs zu den modernsten Anlagen Europas. Sie kann für Rodel-, Bob- und Skeleton-Wettbewerbe genutzt werden.

Das Sportgerät entwickelt sich,
die Bahnen müssen sich anpassen.

Mehrmals, zuletzt 2017, wurden auf der Bahn die Rennrodel-Weltmeisterschaften ausgetragen, die Bob-Weltmeisterschaften und die Weltmeisterschaften im Skeleton zuletzt 2016. Daneben ist Igls regelmäßig als Veranstaltungsort von Weltcups in diesen Sportarten gesetzt.

Um die Bahn auch außerhalb von Wettbewerben und Trainingsfahrten zu nutzen, werden zu allen Jahreszeiten Fahrten mit einem Gästebob angeboten. Wer es noch ein wenig schneller möchte, kann sich während der Wintersaison auch zu einer Fahrt mit dem Rennbob anmelden und den Eiskanal mit bis zu 115 Stundenkilometern hinabrasen. Zwei Gäste nehmen dabei im Viererbob Platz; für das Steuern und Bremsen sorgen die Profis.

Firmen, Vereine und andere Gruppen, die sich einmal zu einem unkonventionellen Event treffen wollen, sind eingeladen, die Bahn im 4er-Wok zu bewältigen und somit auf den Spuren von Stefan Raab und seiner Wok-WM zu wandeln, die bereits mehrmals in Igls Station machte.

Auch im Bobsport
sind Änderungen unverkennbar

Wie bei der Bergiselschanze und der Olympiahalle bemüht man sich auch bei der Olympia Bobbahn um eine umfassende Vermarktung. Aus der Sicht eines unvoreingenommenen Betrachters scheinen die Marketing-Konzepte zu greifen. Zahlen oder gar Bilanzen sind dem Autor dieser Zeilen allerdings nicht bekannt, möglicherweise bewerten Insider den Sachverhalt weitaus negativer.

Die Sportstätten scheinen sich durchweg in einem Top-Zustand zu befinden und für sportartspezifische Großveranstaltungen jederzeit bereit zu sein. Damit heben sie sich wohltuend von manchen Bauwerken noch nicht lange zurückliegender Großveranstaltungen ab. Fußballstadien in Südafrika und Brasilien stehen ebenso wie verschiedene Wettkampfstätten der Olympischen Sommerspiele 2004 in Athen nahezu ungenutzt herum und sind bereits nach wenigen Jahren vom Verfall bedroht.

Und wenn man sich mit olympischen Bob- und Rodelbahnen beschäftigt, muss man natürlich an die entsprechende Bahn in Cesana Torinese denken, die für die Olympischen Winterspiele Turin 2006 errichtet wurde. Der Bau der Bob-, Rodel- und Skeleton-Bahn soll 50 Millionen Euro gekostet haben, manche Quellen berichten sogar von 70 Millionen. Die Bahn wurde 2012 geschlossen. Das Thema Nachhaltigkeit hatte man bei den Planungen im Vorfeld der Olympischen Winterspiele 2006 anscheinend ignoriert.

Axamer Lizum und Patscherkofel: Die Alpinen Wettbewerbe

Die Olympischen Winterspiele 1964 hielten für Frauen und Männer jeweils drei Medaillensätze in den Alpinen Skiwettbewerben Abfahrt, Riesenslalom und Slalom bereit. Fünf der sechs Wettbewerbe fanden in der Axamer Lizum statt, lediglich die Piste für den Abfahrtslauf der Herren wurde an den Hängen des Patscherkofel angelegt. Die Alpinen Wettbewerbe der Winterspiele 1976 wurden auf den gleichen Strecken durchgeführt.

Goldmedaille 1964
Goldmedaille 1976
50 Schilling Sondermünze

Im Vorfeld der Spiele mussten größere Flächen gerodet, planiert und für die spätere Verwendung als Skipiste vorbereitet werden. Bei Naturschützern werden diese durch Olympia veranlassten Eingriffe in die Natur sicherlich zu Protesten geführt haben. Positiv anzumerken ist, dass die Rodungen nicht für ein Einmal-Projekt erfolgten. Die olympischen Pisten werden auch heute, rund ein halbes Jahrhundert später, von Wintersportlern genutzt.

Buchtitel 1976

Im aktuellen Pistenverzeichnis der Axamer Lizum sind von der Olympia Abfahrt Damen bis hin zum Olympia Riesenslalom Herren zahlreiche Strecken und Routen verzeichnet, die Bezug auf die olympische Vergangenheit nehmen. Ski-Nostalgiker können also auch heute noch problemlos auf den Spuren von „Gold-Rosi“ Mittermaier (1976: 2 x Gold, 1 x Silber) wandeln, bzw. wedeln.

Der Pistenplan der Axamer Lizum macht mit dem Symbol der Olympischen Ringe mehrfach auf die außergewöhnlich Vergangenheit als olympisches Wintersportgebiet aufmerksam, ein Hotel Olympia ist verzeichnet und wer ganz hoch hinaus will, erkennt, dass er hierzu die Olympiabahn als Aufstiegshilfe nutzen kann.

Auch den Pistenplan für das Skigebiet Patscherkofel schmücken die Olympischen Ringe. Highlight des Wintersportgebiets ist die Olympiaabfahrt (der Herren) mit 2800 Metern die längste Piste am Patscherkofel.

Dass man die um Innsbruck herum gelegenen Wintersportgebiete heute unter dem Markennamen „Olympia Skiworld“ vermarktet, ist da nur konsequent.

Seefeld: Das Zentrum des Nordischen Skisports

Biathlon 1976 (Quelle: DDR-Olympiabuch)

Bereits der Name verrät es: Die Heimat des Nordischen Skisports liegt nicht in den Alpen. Die Skandinavier hatten den Ski-Langlauf bereits früh für sich entdeckt, zogen stundenlang auf schmalen Brettern durch die Wälder. Im Alpenraum stürzte man sich hingegen die steilen Berghänge hinab und schaute verständnislos den wenigen Skiwanderern zu, die die ebenen Flächen in den Tälern zur Fortbewegung wählten.

Die für die Tourismusentwicklung Verantwortlichen im auf einer Hochebene gelegenen Seefeld erkannten schon früh, dass sie mit anderen bereits in Lifte und Pisten investierenden Gemeinden Tirols nicht würden konkurrieren können. Es fehlte ganz einfach an den für den Alpinen Skisport notwendigen Berghängen. Die 1964 anstehenden Olympischen Winterspiele boten jedoch eine hervorragende Möglichkeit eine Kooperation mit der Stadt Innsbruck einzugehen.

Aller Anfang ist schwer. Diese Erfahrung musste man auch in Seefeld machen. Die Nordischen Wettbewerbe, vor allem Biathlon und der Langlauf, standen 1964 ganz im Schatten der anderen Olympischen Sportarten. Die Langläufer wurden als Skiwanderer belächelt.

Die Seefelder bemühten sich von den Skandinaviern zu lernen, importierten sogar Langlaufskier aus dem Norden Europas. Langsam aber sicher wuchs die Zahl der am Langlauf interessierten Wintersportler. Als 1976 erneut Winterspiele in der Region stattfanden, konnte Seefeld bereits 80 Kilometer bestens präparierter Loipen vorweisen. Heute hat sich die Zahl der Loipenkilometer in etwa verdreifacht. Der Langlauf hat heute auch im Alpenraum ungezählte Liebhaber, und Seefeld ist eines der Top-Zentren der Langlaufszene.

2019: Die nächste WM steht vor der Tür

Die Zusammenarbeit mit Innsbruck hat sich nicht nur bei den Olympischen Winterspielen 1964 und 1976 sowie bei den I. Olympischen Jugend-Winterspielen bewährt. Auch bei anderen Großveranstaltungen wie der Winter Universiade 2005 und den International Children’s Winter Games erfolgte die Aufteilung der Wettbewerbe wie bei den olympischen Veranstaltungen.

Nach 1985 richtet Seefeld 2019 erneut die Nordischen Skiweltmeisterschaften aus. Es kann nicht überraschen, dass auch im Vorfeld dieser Veranstaltung in die Infrastruktur im sportlichen Umfeld investiert werden musste: Pressezentrum, Zeitmessung, Volunteer- und Securityzentrum sowie Gebäude für Pistengeräte und Schneecontainer wurden neu errichtet, saniert oder auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

Auch außerhalb der Sportstätten hat sich einiges getan: Die Verkehrsflüsse im Ort wurden neu organisiert, die Fußgängerzone wurde deutlich erweitert, umfangreiche Baumaßnahmen betrafen Busbahnhof, Bahnhofsvorplatz und Bahnhofsgebäude. Zwei neue Bahnsteige entstanden. Seefeld will nicht nur für 2019 gerüstet sein, sondern richtet den Blick auch in die weitere Zukunft.

Die Österreichischen Bundesbahnen sollen sich mit 23 Millionen Euro an den Umbaumaßnahmen beteiligt haben. Ohne die WM, so sagt man, hätten die Bahn erst 2045 in das Seefelder Bahnhofsumfeld investiert. So profitieren nicht nur die Besucher der WM 2019 von den baulichen Veränderungen, auch die Einwohner der Gemeinde und alle Gäste der Olympiaregion Seefeld kommen sehr frühzeitig in den Genuss der verbesserten Infrastruktur.

Ganz sicher werden auch von den Nordischen Skiweltmeisterschaften wieder wunderschöne Bilder in alle Welt übertragen. Keine Investition in eine gezielte touristische Werbemaßnahme dürfte erfolgversprechender sein. Ganz sicher wird der eine oder andere Zuschauer die Region als zukünftiges Urlaubsziel ins Auge fassen. Wie sehr der Tourismus in der Olympiaregion von den hochkarätigen Sportveranstaltungen tatsächlich profitiert hat und profitieren wird, ist nur schwer einzuschätzen. Die Bewertungen sind wie immer in gleichgelagerten Fällen wohl davon abhängig, welches Ergebnis der Auftraggeber einer derartigen Untersuchung gerne sehen würde. 

Epilog

UCI Rad WM 2018

Im September 2018 war die UCI Straßenrad Weltmeisterschaft zu Gast in Innsbruck und Tirol. Über mehr als eine Woche arbeiteten sich die weltbesten Radprofis über die Strecken. Bei beständig blauem Himmel boten Landschaft, Dörfer und Städte einen malerischen Rahmen. Die Bilder gingen hinaus in die Welt, insgesamt sollen mehr als 250 Millionen Zuschauer an den TV-Geräten dabei gewesen sein.

Stadt und Region haben auch hier einmal mehr eindrucksvoll bewiesen, dass sie die einer sportlichen Großveranstaltung innewohnenden Herausforderungen perfekt bewältigen können. Wer mehrfach Ausrichter von Olympischen Winterspielen war, wird auch eine Neuauflage souverän bewältigen können. Olympische Spiele in Innsbruck oder pauschal im Alpenraum würden die Veranstaltung in einen Landschaft zurückbringen, in der der Wintersport auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Die Sportartikelindustrie giert allerdings nach immer neuen Absatzmärkten in anderen Teilen der Welt, und das IOC kommt diesen Wünschen nur zu gern nach.

Die Stimmung in den verschiedensten Alpenregionen und auch in den Wintersportländern im Norden Europas ist seit einiger Zeit gegen Olympische Winterspiele gerichtet. Die Forderungen und Auflagen des IOC an die Ausrichter zukünftiger Olympischer Spiele sind gigantisch. Die zuletzt immer mal wieder angesprochenen überschaubaren und bescheidenen Spiele sind nicht mehr als Lippenbekenntnisse. In Sotschi (2014) und Pyeongchang (2018) wurde die sportliche Infrastruktur aus dem Nichts errichtet. Auch Peking (2022) ist bisher aus naheliegenden Gründen nicht als Wintersportort in Erscheinung getreten. Wo die Demokratie nur ein stiefmütterliches Dasein fristet, können sich die Regierenden über Zweifel und Bedenken der Bürger hinwegsetzen und Entscheidungen treffen, die dem eigenen Prestige und den eigenen Interessen dienen. Umweltschutz und Nachhaltigkeit bleiben dabei schnell auf der Strecke.

Eine Chance auf Winterspiele im Alpenraum wird es in absehbarer Zeit nur geben, wenn das IOC seinen Forderungskatalog für die Bewerberstädte auf ein vernünftiges Maß zusammenstreicht. Solange das nicht geschieht, werden sich potenzielle Kandidaten in anderen Teilen der Welt freuen. Vielleicht auch Katar: Bei den Leichtathletik Weltmeisterschaften 2019 will man dort den Marathonlauf auf Grund der hohen Tagestemperaturen erst um Mitternacht starten. Und die Fußball-WM 2022 scheint das Land, das nur etwa halb so groß ist wie das deutsche Bundesland Hessen, ja auch stemmen zu können. Da wird die Sache mit dem fehlenden Schnee ja wohl auch kein unlösbares Problem darstellen ...

Rainer Paepcke