Bundesweite Termine

05.01.2021
Grußwort

Steter Mahner für die Olympischen Kernwerte

05.01.2021
DOG

70 Jahre Deutsche Olympische Gesellschaft

17.11.2020
Neckaralb

Ehrung des Turngaus Zollern-Schalksburg

06.11.2020
Berlin

Mitgliederversammlung: DOG-Präsidium mit bekannten und neuen Namen

05.11.2020
Nachruf

Ehrenmitglied Hubert Hey verstorben

Zur Website der Bundes-DOG

Walter Schwebel: Das Interview

Die späte Kür

Ruhestand: Die ersten Wochen waren vom Entzug geprägt ...

Hattest du einen Plan für deinen Ruhestand?
Ich hatte Pläne, aber keine klare Vorstellung. Die ersten Wochen waren vom Entzug geprägt; das war so schlimm, dass ich einmal wöchentlich an meinem alten Arbeitsplatz aufgetaucht bin. Ich hing noch sehr an dem Thema Erwachsenenbildung. Meine Tätigkeit vor dem Ruhestand war ja für mich kein Job, sondern eine Erfüllung gewesen.
Im Grunde habe ich zunächst mal ein Jahr lang die Seele baumeln lassen, mit einer kleinen Unterbrechung durch eine wunderschöne Nil-Reise.

Dauerhafter Müßiggang passt aber nicht so richtig zu dir ...
Ich habe mich schnell immer wieder kleineren Aktivitäten zugewandt. Aber es war auch schon lange ein Plan für ein größeres Projekt in meinem Kopf. Zwischen 2004 und 2006 habe ich ein Buch „gemacht“. Einzelne Teile für dieses Werk lagen auch schon mehr oder weniger fertig in der Schreibtischschublade.
In der Volkshochschule und generell in der Erwachsenenbildung sind Kurse, die auf den Ruhestand vorbereiten, ja regelmäßig im Programm. Dieses Thema habe ich aufgegriffen und mein Ergebnis mit dem Titel „Die späte Kür“ zwischen zwei Buchdeckel gepackt. Für mich war das eine erfüllende Tätigkeit, Bestätigung und ein wunderbares Gefühl, da ich mich doch sehr stark zur Literatur hingezogen fühle.

Warum ist auf dem Deckblatt deines Buches ein Maßband abgebildet, das bei 89 cm endet?
Als ich das Buch geschrieben hatte, waren 80 Jahre für mich schon ein kaum fassbares Alter. Im Grunde ist ja auch klar, dass die späte Kür irgendwann einmal enden muss; willkürlich haben wir bei der Gestaltung des Einbands das Maßband bei 89 cm enden lassen.
Die noch angezeigten zusätzlichen Jahre werde ich aber noch gern erleben wollen.
Eine Fortsetzung von „Die späte Kür“ mit einer verlängerten Maßband-Skala auf dem Bucheinband wird es aber nicht geben.

Führst du Tagebuch oder ähnliche Aufzeichnungen?
Ich nenne es Lebensbuch. Die Eintragungen erfolgen nicht regelmäßig. In größeren Abständen, um Ostern herum und am Jahresende nehme ich mir die Zeit, um zu reflektieren, Entwicklungen niederzuschreiben und besondere Begebenheiten und Erfahrungen zu Papier zu bringen. In mir schlummert noch der Wunsch, etwas Autobiografisches zu verfassen; dazu wird mir mein Lebensbuch eine große Hilfe sein.

Du schreibst gern und viel. Wo bist du noch mit Textbeiträgen vertreten?
Ich schreibe seit 15 Jahren für das Magazin VORHANG AUF, das Kultur-Themen aus der Region Darmstadt aufgreift. Ich bin für die Kolumne zuständig.
Außerdem habe ich fünf Jahre lang Artikel für das Darmstädter Tagblatt und das Olympische Feuer, die Zeitschrift der Deutschen Olympischen Gesellschaft, verfasst.

Erzählcafé - Geschichten aus dem Nähkästchen

Akademie 55plus und Erzählcafé

Wie ging es weiter, nachdem die Arbeiten an „Die späte Kür“ abgeschlossen waren?
Gerade als ich die Arbeiten an dem Buch abgeschlossen hatte, hat sich die Akademie 55plus Darmstadt gegründet. Die Akademie 55plus ist ein ehrenamtlicher und gemeinnütziger Verein für selbstorganisierte Bildung, der sich an Menschen ab dem 55. Lebensjahr wendet. Mit meiner jahrzehntelangen Erfahrung in der Erwachsenenbildung war ich in der Akademie an der richtigen Stelle. Ich arbeite auch heute noch aktiv mit, schreibe Artikel für die Homepage, engagiere mich im Fachbereich Literatur und bin im Beirat des Vereins. Der Verein hat heute etwa 1400 Mitglieder, kann also auf ein sehr erfolgreiches erstes Jahrzehnt zurückblicken. Die Akademie ist ein Teil von mir geworden.

Auch bei Projekten zum gesprochenen Wort taucht dein Name auf. Ich denke da an das Darmstädter Erzählcafé. Was muss man sich darunter vorstellen?
Erzählen ist ja die natürlichste Form der Kommunikation. Im Erzählcafé trifft sich ein fester Kreis meist älterer Menschen, die von ihren Lebenserfahrungen oder von ihrer aktuellen Lebenssituation erzählen. Jedes Treffen steht dabei unter einem vorher festgelegten Motto.
Das Projekt Erzählcafé an der Akademie 55plus habe ich initiiert und von 2007 bis 2013 maßgeblich mit gestaltet. Das Ganze begann als Experiment, hat sich aber bis heute bewährt. Ich habe das Erzählcafé 2013 in andere Hände übergeben; die Akzeptanz ist aber bis heute unverändert groß.

Laufen - ja; Nordic Walking -nein!

Bloß kein Nordic Walking!

Welchen Sport hast du nach dem Eintritt in den Ruhestand getrieben?
Ich habe zusammen mit meiner Frau 2002 mit dem Golfspielen begonnen. Das Ziel war, zum Lebensausklang hin sportlich etwas Gemeinsames zu machen. Nach drei Jahren war das große Feuer bei mir erloschen. Meine Frau spielt heute noch so oft wie möglich.

Läufst du noch?
Das Laufen fällt mir mittlerweile schwer, in den vergangenen drei Jahren ist es mühsam geworden. Meine diesbezüglichen Fähigkeiten haben rapide abgenommen und auch die Muskulatur bildet sich zurück.

Wäre da nicht Nordic Walking genau das Richtige für dich? Der gesamte Gehapparat wird entlastet und du trainierst außerdem aktiv deine Oberkörper-Muskulatur.
Wenn ich mich in der Natur bewege, will ich Läufer sein. Ich habe immer noch den Läufer vor Augen, der quasi schwerelos dahin schwebt. Vielleicht ist es ein falsches Bewusstsein und eine Art Arroganz oder Eitelkeit. Aber Nordic Walking hat für mich immer den Beigeschmack etwas für gebrechliche oder kranke Menschen zu sein.

Ich habe vor längerer Zeit ein Gedicht mit dem Titel „Der Schwebe(l)-Lauf“ geschrieben, und irgendwie ist dieses Schweben wohl immer noch tief in meinem Inneren verankert. Aber es ist ganz sicher auch wichtig, in seinen Körper hinein zu hören und das körperliche Wohlbefinden an erste Stelle zu setzen. In diesem Sinne kommt den Gehpausen mittlerweile auch eine immer größere Bedeutung zu.

Kein Tag ohne Bücher

Lieber Cervantes als Kibler

Hat sich deine Literatur-Auswahl verändert, seitdem du in Ruhestand bist?
Ich möchte das Gebiet Literatur in seiner Gesamtheit besser kennenlernen. Vor längerer Zeit habe ich mir den Don Quichotte vorgenommen. Ich arbeite jetzt täglich an dem Werk, das sich zäh lesen lässt. Mein Interesse ist sehr weit gefächert; Politik- und Kulturthemen begeistern mich.

Nimmst du auch schon mal Trivial-Literatur in die Hand? Hast du beispielsweise ein Darmstadt-Krimi von Michael Kibler gelesen?
Ich bin interessiert an Literatur, in der es um Darmstadt geht. Krimis lese ich aber nicht.

Hast du dir seit Eintritt in den Ruhestand von irgendjemandem irgendetwas abgeschaut?
Im Bereich der Literatur versuche ich immer zu erfassen, WIE die Autoren schreiben. Das Feuilleton der FAZ lese ich immer sehr gern, da die Journalisten dieser Zeitung immer sehr tief in Texte und Sachverhalte einsteigen. Der Bereich Literatur lockt mich und fasziniert mich ähnlich stark wie es die Leichtathletik in meiner Jugend getan hat.
Bezüglich meiner Lebensgestaltung fällt mir keine Person ein, die in den letzten Jahren großen Einfluss auf mich gehabt hätte..

Betrachten wir noch einmal den Zeitraum seit deiner Pensionierung: Was waren deine besonderen Erfolge, auf was bist du besonders stolz?
Da fällt mir zunächst der Aufbau der Akademie 55plus ein, an dem ich selbst auch einen Anteil hatte. Einen besonders hohen Stellenwert hat für mich das Erzählcafé, auf dieses Projekt bin ich wirklich stolz.

Was hat sich in der gleichen Zeit als Flop erwiesen? Von welchen Aktionen und Reaktionen bist du besonders enttäuscht?
Ich bin jemand, der Negatives sehr schnell verdrängt und durch Positives ersetzt. Die entsprechenden Mechanismen habe ich mir im Laufe meines Lebens antrainiert. Das ist der Not gehorchend, ein wenig Selbsttäuschung und ein wenig Selbstschutz.  Vielleicht rede ich mir alles schön, vielleicht bin ich auch zu verblendet, aber größere Enttäuschungen oder Bauchlandungen waren wohl eher nicht dabei.

Im Rahmen deiner Geburtstagsfeier wird möglicherweise jemand eine kleine Rede halten. Was würdest du in einer derartigen Ansprache gern hören? Und was möchtest du gar nicht hören?
Am liebsten würde ich auf Lobreden verzichten; vielleicht mache ich auch eine entsprechende Ansage. Negatives erwarte ich ohnehin nicht, eine Zeitungsredakteurin hat einmal konstatiert: „Schwebel hat keine Feinde!“

DOG-Zweigstelle Darmstadt, Neugründung 2001 (Quelle: Darmstädter Echo)

Deutsche Olympische Gesellschaft

Warum bist du immer noch der DOG verbunden?
Trotz mancher Rückschläge hat mein Interesse an der Sache nicht dauerhaft gelitten. Die Bemühungen und Ziele der DOG halte ich nach wie vor für unterstützenswert. Aus diesem Grund bin ich auch immer noch dabei.
Außerdem beschäftigen wir uns bei der DOG doch verstärkt um sportpolitische Themen. Und die sind auf jeden Fall wichtiger als ein reiner Ergebnis-Journalismus!
Ethik kommt vor Medaillen!

Was müsste sich in der DOG-Zweigstelle ändern?
Wir als DOG-Zweigstelle müssten einen Sponsor gewinnen, der hinter unseren Zielen  steht. Eine tragende finanzielle Säule würde uns helfen, weitere Aktionen anzuschieben und vor allem den Fair-Play-Gedanken noch stärker an Kinder und Jugendliche heranzutragen. Außerdem wäre es hilfreich, wenn ein derartiger Sponsor uns regelmäßig einen Raum für unsere Sitzungen zur Verfügung stellen könnte.

Was könnte die Zweigstelle voran bringen?
Wenn man bedenkt, wie viele ehemalige Olympia-Teilnehmer in unserem Einzugsbereich wohnen, wäre es wünschenswert, dass einzelne Personen aus diesem Kreis dauerhaft oder zumindest projektbezogen bei uns im Vorstand mitarbeiten.

Carpe diem - Der Tagesablauf

Wie oft am Tag lachst du?
Sehr, sehr oft!

Wie viele Stunden am Tag sitzt du vor dem Fernseher?
Ich schaue erst ab 20 Uhr. Ich bin verrückt nach Nachrichten, liebe Magazin-Sendungen.

Wie nutzt du das Internet?
Oft zur Recherche. Ich schreibe Texte und kann sie mit einer E-Mail versenden. Sicher gibt es viele weitere sinnvolle Nutzungsmöglichkeiten, aber der Umgang mit der Technik fällt mir nicht gerade leicht. Außerdem fehlt auch das Interesse, mich in neue Computer-Themen einzuarbeiten. Bei Bedarf finde ich immer jemanden, der mir weiterhilft.

Hilfst du im Haushalt?
(An dieser Stelle kommt Walters Ehefrau Hildegard hinzu, die die Frage spontan aus ihrem Blickwinkel beantwortet.)
Walter war nie eine große Hilfe, ist es auch heute nicht. Wir hatten mal vereinbart, dass er sich um die Abfallbeseitigung kümmert, aber das klappt auch nur, wenn ich ihn mehrfach darauf anspreche. Da bringe ich den Müll eben meist selbst nach draußen.

Ständiges Bemühen um das treffliche Wort

Zukunftspläne

Wie sehen deine Pläne für das nächste Jahrzehnt aus?
Ich brauche keine großen Reisen mehr, möchte gesund bleiben, richte mich auch danach ein, esse und trinke mit Maß.
Ich würde gern in der Literatur noch den einen oder anderen Schritt nach vorn machen. Bezüglichkeit der Lesbarkeit meiner Texte möchte ich nicht nachlassen. Ich liebe es, wenn sich jemand gepflegt ausdrückt und das trifft, was er sagen will. In diesem Sinne ringe ich um eine klare Sprache, um das treffliche Wort.
Ein autobiografischer Text würde meine schriftstellerischen Aktivitäten abrunden.

Hast du noch eine Projekt-Idee, die du gern verwirklichen möchtest?
Als Initiator und einsamer Macher werde ich nicht mehr aktiv werden. Ich könnte mir aber vorstellen, hier und da mit anderen zusammenzuarbeiten und mich punktuell in bestimmte Themen einzubringen.

Das Gespräch mit Walter Schwebel wurde am 24. Februar 2017 geführt; Gesprächspartner: Rainer Paepcke