Bundesweite Termine
05.01.2021
Grußwort
Steter Mahner für die Olympischen Kernwerte
05.01.2021
DOG
70 Jahre Deutsche Olympische Gesellschaft
17.11.2020
Neckaralb
Ehrung des Turngaus Zollern-Schalksburg
06.11.2020
Berlin
Mitgliederversammlung: DOG-Präsidium mit bekannten und neuen Namen
05.11.2020
Nachruf
Ehrenmitglied Hubert Hey verstorben
Leistungssportreform: Chance oder Fehlgriff?
Till Lufft eröffnete das Gespräch mit der Frage an das Publikum, ob es eher den Standpunkt von Ex-Bundespräsident Gauck, der mit Platz 5 in der Nationenwertung bei den Olympischen Spielen in Rio zufrieden war, vertrete, oder sich der Forderung von Innenminister Thomas de Maiziére anschließe, der für einen Zuwachs an Fördermitteln 30 % mehr Medaillen einfordert. Die Mehrheit im Publikum stimmte für Gauck und gegen eine Medaillen-Manie.
Der Vertreter des BMI verwandte zunächst viel Mühe darauf darzustellen, dass die Verteilung der Steuermittel nicht mehr nach dem wie er sagte, Gießkannen-Prinzip, sondern künftig nach neuen klaren Richtlinien der Leistungsgesellschaft erfolgen solle. Und schließlich sei es notwendig, dass öffentliche Mittel durch rechtstaatliche Organe verteilt würden. Schröder verdeutlichte seine positive Einstellung zum Sport, ließ aber anhand einiger Beispiele (Olympiastützpunkte ohne Kaderathleten) seine kritische Haltung gegenüber den Sportorganisationen erkennen. Das gesamte Sportsystem gehöre an einigen Gliedern evaluiert, gestrafft und verschlankt. Der Sport müsse lernen, sich insgesamt effizienter aufzustellen. Erfolgsabhängige Förderung nach PotAS sei künftig angesagt.
Stimmen aus dem Publikum verstärkten die Kritik am DOSB, der die Verbände bei den gesundheitlichen und gesellschaftlichen Aufgaben, vor allem im Breiten- und Nachwuchssport stärken müsse.
Dem gegenüber erinnerte die auf dem Podium vertretene Sportseite an ihre Anliegen: Felix Rijhnen erhält als Mitglied der siebenköpfigen Athletenkommission des DOSB massig Anfragen besorgter Spitzensportler und zieht die Bilanz: „Deutsche Sportler sind unterfinanziert; nur die Freude am Training und die kleinen Momente beim Sieg spenden die notwendige Dauer-Motivation“.
Michael Scharf, der Präsident des kleinen, aber beachtlich erfolgreichen Fünfkampf-Verbandes pflichtet ihm bei: „10 Jahre mit 30 Stunden Training pro Woche sind notwendig, um ‚ganz oben’ ein Wort mitreden zu können. Im internationalen Vergleich steht Deutschland dem Spitzensport nur mit ‚kleinen Brötchen’ zur Seite.“ Scharf steht in Kürze vor der Streichung eines seiner drei Olympiastützpunkte und malt große „weiße Flächen“ und Defizite im Nachwuchsbereich an die Wand.
Till Lufft umriss am Ende die Veranstaltung mit dem Appell, die Reform als einen gemeinsamen Prozess unter Beteiligung von PotAS, Verbänden und Vereinen zu sehen, der bis zur Umsetzung noch Zeit braucht. Die mehrfach angesprochene Forderung nach mehr Transparenz kann mit der Einbindung aller Glieder unseres Sportsystems entsprochen werden. Es seien noch Hausaufgaben auf allen Ebenen zu machen.
Die DOG-Herbsttagung in Darmstadt war ein wichtiger, aber keineswegs der letzte Schritt einer Debatte über die Hintergründe und die Ausgestaltung des deutschen Spitzensports in den nächsten Jahren.
Walter Schwebel